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2007: In Estland entfernen die Behörden auf Basis eines am 15. Februar beschlossenen Gesetzes den in der Sowjetzeit aufgestellten Bronze-Soldaten von Tallinn. Das führt zu diplomatischen Verstimmungen mit Russland und zu schweren Unruhen in Tallinn.

Die Entfernung des Bronze-Soldaten von Tallinn: Ein Wendepunkt in der estnisch-russischen Beziehung

Einführung in die Kontroverse um den Bronze-Soldaten

Der **Bronze-Infanterist von Tallinn**, oft als "Bronze-Kämpfer der Befreier Tallinns" bezeichnet, ist ein Monument voller Symbolkraft, das ursprünglich von sowjetischen Machthabern aufgestellt wurde, um der Befreiung Tallinns durch die Rote Armee im Jahr 1944 zu gedenken. Dieses Monument, 1947 enthüllt, thronte an einem markanten Fleck in Tallinn, Estland. Die zwei Meter große Bronzeabbildung eines sowjetischen Soldaten wurde von zahlreichen Esten als Emblem der sowjetischen Okkupation sowie der Unterdrückung angesehen, hingegen für die russischstämmige Minderheit in Estland als Zeichen des Triumphes über den Faschismus angesehen. Diese unterschiedlichen Sichtweisen führten zu erheblichen Spannungen zwischen der estnischen und der russischen Gemeinschaft in Estland und beeinflussten die internationalen Relationen, vornehmlich zwischen Estland und Russland.

Historischer Hintergrund des Denkmals

Die Monument gänzlich aus Bronze wurde an der Ruhestätte mehrerer sowjetischer Kriegsgefallener platziert, die innerhalb des Zweiten Weltkriegs erlagen. Ursprünglich als "Statue der Befreier Tallinns" bekannt, wurde das Denkmal 1964 um eine Ewige Flamme ergänzt, die das Andenken an die Rotarmisten ehren sollte. Nach dem Erreichen der Unabhängigkeit Estlands im Jahre 1991 verwandelte sich die Inschrift der Statue in "Für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges", und die Ewige Flamme erlosch.

Der politische Konflikt um den Bronze-Soldaten

Mit Estlands Unabhängigkeit setzte eine Aufarbeitung der sowjetischen Monumente ein, und der Bronze-Soldat rückte in den Mittelpunkt des kulturellen und politischen Diskurses. Während die estnische Regierung sowie viele Bürger die Statue als Sinnbild der sowjetischen Unterdrückung ansahen, betrachteten russischsprachige Esten sie als bedeutenden Teil ihrer Historie und Identität. Diese ungleichen Wahrnehmungen führten zu wiederholten Spannungen und Demonstrationen rund um das Denkmal.

Die gesetzliche Grundlage für die Entfernung

Im Jahr 2007 verabschiedete das estnische Parlament eine gesetzliche Regelung, welche die Entfernung von Monumenten ermöglichte, die als "unangemessen" für die öffentliche Präsentation galten und die sowjetische Herrschaft lobpreisten. Der **Bronze-Soldat** wurde in diesem Gesetz explizit erwähnt. Die Regierung traf die Entscheidung, das Denkmal von seiner Örtlichkeit zu beseitigen und die sterblichen Überreste der dort bestatteten Soldaten umzusiedeln, um ihnen einen würdigen Ruheplatz auf einem Friedhof zu ermöglichen.

Die Entfernung und die damit verbundenen Unruhen

In der Nacht vom 26. auf den 27. April 2007 begannen die estnischen Instanzen mit der Demontage des Bronze-Soldaten. Diese Durchführung führte zu erheblichen Krawallen in Tallinn, bekannt als die "Bronze-Nacht". Die Demonstrationen gingen zwei Nächte lang und resultierten in einem Todesopfer, etlichen Verletzungen und zahlreichen Verhaftungen. Die russische Administration protestierte heftig gegen die Entfernung und charakterisierte sie als Provokation und Grabentweihung. Diese Vorfälle verschärften die diplomatischen Spannungen zwischen Estland und Russland maßgeblich.

Cyberangriffe auf Estland

Parallel zu den physischen Unruhen traten eine Reihe von Cyberangriffen gegen estnische staatliche Institutionen, Banken und Medien auf. Diese Attacken wurden als Antwort auf die Entfernung des Monuments betrachtet und führten zu erheblichen Betriebsstörungen im estnischen Internetverkehr. Die Cyberangriffe wurden später einem russischstämmigen estnischen Bürger zugeschrieben, obwohl die russische Regierung alle Vorwürfe kategorisch ablehnte. Diese Vorfälle stellten einen der frühesten großen Fälle von Cyberkriegsführung in der modernen Geschichte dar.

Der neue Standort des Denkmals

Nach der Demontage wurde der Bronze-Soldat auf dem Verteidigungsfriedhof von Tallinn neu errichtet, wo er eine friedfertigere Umgebung fand. Die feierliche Enthüllung der neu gestalteten Statue fand am 8. Mai 2007 statt, anlässlich des Tages des Sieges. Die Umplatzierung der Statue wurde von einer offiziellen Zeremonie begleitet, an der sowohl estnische als auch russische Repräsentanten teilnahmen.

Langfristige Auswirkungen auf die estnisch-russischen Beziehungen

Die Entfernung des Bronze-Soldaten hatte weitreichende Auswirkungen auf die Relationen zwischen Estland und Russland. Ökonomisch erlitt Estland Verluste durch den Rückgang des Tourismus und die Umlenkung von Handelswegen, während politisch die Beziehungen beider Nationen an einem Tiefpunkt verharrten. Für Estland war die Demontage des Denkmals ein Ausdruck seiner Souveränität und der Ablehnung der sowjetischen Vergangenheit, während Russland es als Respektlosigkeit gegenüber den Opfern des Zweiten Weltkriegs interpretierte.

Der Bronze-Soldat heute: Symbolik und Bedeutung

Heute steht der Bronze-Soldat nicht nur als Monument auf einem Friedhof, sondern fungiert auch als Repräsentant der verflochtenen Vergangenheit und der gegenwärtigen Herausforderungen, denen Estland und seine russischsprachige Minderheit gegenüberstehen. Das Denkmal bleibt ein Ort des Erinnerns und der Konflikte, der die divergierenden historischen Narrative und Identitäten in Estland widerspiegelt.

Fazit und Ausblick

Die Entfernung des Bronze-Soldaten von seinem ursprünglichen Platz in Tallinn war ein bedeutendes geschichtliches Ereignis, das die Spannungen zwischen Estland und Russland verdeutlichte und Fragen der kollektiven Erinnerung und Identität aufwarf. Der Bronze-Soldat bleibt ein Denkmal der Vergangenheit und zugleich ein Memento der Notwendigkeit des Dialogs und der Verständigung in einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt.

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