
Der Dritte Moskauer Prozess im Rahmen des Großen Schreckens 1938
Einleitung: Die Relevanz der Moskauer Tribunalssitzungen
Die zwischen 1936 und 1938 durchgeführten Moskauer Tribunalssitzungen stellen ein signifikantes Kapitel in der sowjetischen Chronik dar. Diese Sitzungen fungierten nicht nur als juristische Schauspiele, sondern auch als politisch inszenierte Prozesse, um Stalins Machtdominanz zu zementieren und seine politischen Widersacher zu eliminieren. Der dritte dieser Prozesse, der im März 1938 seinen Anfang nahm, ist von besonderem infamem Ruf, da er das Schlusskapitel dieser "Säuberungen" repräsentierte und hochrangige Bolschewistische Führer betraf. Diese Tribunale führten zur Inhaftierung und Exekution zahlreicher ehemals enger Verbündeter Lenins und beinhalteten eine dramatische Umgestaltung der politischen Silhouette der Sowjetunion.
Der Hintergrund des Großen Schreckens
Der Große Schrecken, auch als Jeschow-Schtschina bezeichnet, charakterisierte eine Epoche intensiver politischer Unterdrückung innerhalb der Sowjetunion, die von 1936 bis 1938 ihren Lauf nahm. Diese Phase war durch Massenverhaftungen, Hinrichtungen sowie den Transport in Arbeitslager geprägt. Unter der Anleitung von Nikolai Jeschow, der die geheime Polizeibehörde NKWD anführte, erreichte die politische Gewalt ihren Kulminationspunkt. Stalin nutzte diese Phase als Gelegenheit, eventuelle Bedrohungen seiner Machtposition zu beseitigen und die Sowjetunion in eine totalitäre Diktatur zu transformieren.
Die Hauptpersonen der Anklage im Dritten Moskauer Tribunal
Der dritte Moskauer Tribunal, auch bekannt als der Prozess gegen den "antisowjetischen Block der Rechten und Trotzkisten", rückte 21 Angeklagte in den Fokus, darunter namhafte Bolschewisten wie Alexei Rykow, Nikolai Bucharin und Genrich Jagoda. Diese Individuen hatten einst führende Rollen innerhalb der sowjetischen Regierung und der Kommunistischen Partei inne, standen nun jedoch beschuldigt vor Gericht, an einer Verschwörung beteiligt gewesen zu sein, welche die Sowjetunion destabilisierte und die Macht angeblich an ausländische Befehlsstrukturen übertragen wollte.
Die Absurdität der Anklagepunkte
Die Anklagepunkte gegen die Beklagten waren zumeist nach Belieben erschaffen und auf zwangserlangten Geständnissen fundiert, die häufig unter Druck oder physischer Bedrängnis erzwungen wurden. Die Anschuldigungen umfassten Spionagetätigkeiten für auswärtige Mächte bis hin zu Sabotageplänen gegen die sowjetische Regierung. Ungeachtet der offensichtlichen Abwegigkeit dieser Vorhaltungen wurden sie als legitime Beweise angesehen, und die Delinquenten wurden in raschen und oft unbotmäßigen Prozessen verurteilt.
Stalins Einfluss und die Rolle des NKWD
Josef Stalin spielte eine zentrale Rolle in der Planung und Ausführung der Moskauer Tribunalssitzungen. Er setzte die NKWD, die Polizei des Verborgenen, ein, um seine politischen Antagonisten zu verfolgen und auszuschalten. Unter Nikolai Jeschows Führung wurde die NKWD zu einem Werkzeug politischer Unterdrückung und Furcht. Die Prozesse dienten der Befestigung von Stalins Macht und der Tilgung jeglicher oppositioneller Tendenzen innerhalb der Partei und der sowjetischen Gesellschaft.
Die theatralische Darbietung der Prozesse
Die Moskauer Prozesse waren penibel verfasste Inszenierungen, die darauf abzielten, den Anschein von Recht und Ordnung zu erwecken, während sie tatsächlich politisch beeinflusste Schauaktionen waren. Die Angeklagten wurden zum Schuldbekenntnis gezwungen, und die Prozesse wurden so gestaltet, dass sie der Öffentlichkeit die vermeintliche Bedrohung durch interne Feinde aufzeigen sollten. Diese Inszenierungen bildeten einen integralen Bestandteil von Stalins groß angelegtem Bestreben, die Kontrolle über die Partei und Gesellschaft zu übernehmen.
Globale Reaktionen und die Dewey-Kommission
Die Moskauer Tribunalssitzungen erweckten weltweite Aufmerksamkeit und führten zu verschiedenen internationalen Reaktionen. Während einige westliche Intellektuelle und Politiker die Justizverfahren gerechtfertigt ansahen, zweifelten andere die Authentizität der Vorwürfe an. Eine der bedeutendsten Reaktionen war die Entstehung der Dewey-Kommission, die die Sitzungen unabhängig untersuchte und zum Schluss kam, dass die Geständnisse der Angeklagten erzwungen und die Justizaufführungen ein politisches Manöver waren.
Die Bedeutung der Dewey-Kommission
Die Dewey-Kommission, geführt vom amerikanischen Philosophen John Dewey, stellte eine erhebliche Herausforderung für die offizielle sowjetische Darstellung der Tribunalprozesse dar. Sie führte Anhörungen durch, analysierte die Beweise und stellte fest, dass die Prozesse unfair waren und die Angeklagten unschuldig. Der Bericht der Kommission formte das internationale Verständnis der Moskauer Tribunalssitzungen enorm und half dabei, die Wahrheit über den Großen Schrecken zu verbreiten.
Langfristige Auswirkungen der Moskauer Tribunalssitzungen
Die Moskauer Tribunalprozeduren hatten weitreichende Konsequenzen für die sowjetische Gesellschaft und den weltweiten Kommunismus. Sie führten zu einem umfangreichen Säuberungsprozess der Partei und Regierung, bei dem viele erfahrene und befähigte Führungspersönlichkeiten durch weniger qualifizierte doch politisch loyalere Personen ersetzt wurden. Diese Modifikationen schwächten die sowjetische Führung erheblich und trugen zur Instabilität und Ineffizienz des politischen Systems bei.
Das Erbe des Großen Schreckens
Der Große Schrecken hinterließ ein Vermächtnis von Angst und Argwohn innerhalb der sowjetischen Gesellschaft. Die Tribunalprozeduren und die damit einhergehenden Unterdrückungsmaßnahmen ließen zahlreiche Menschen ihre Treue zum Staat infrage stellen, wobei sich die Bereitschaft, sich dem Regime zu widersetzen, verstärkte. Dieses Erbe der Repression und der Skepsis prägte das sowjetische Bewusstsein bis zum Endpunkt des Kalten Krieges und darüber hinaus.
Rehabilitation der Opfer und der Prozess der Entstalinisierung
Nach dem Ableben Stalins im Jahr 1953 begann die Ära der Entstalinisierung, innerhalb derer zahlreiche Opfer der Moskauer Tribunalprozesse ihre Rehabilitation erfuhren. Nikita Chruschtschow, der frisch gekürte Anführer der Sowjetunion, erkannte die Ungerechtigkeiten der Prozesse an und initiierte Schritte, um die Ehre und das Ansehen der Opfer wiederherzustellen. Diese Rehabilitierung stellte einen entscheidenden Schritt in Richtung einer transparenteren und offeneren Auseinandersetzung mit der stalinistischen Vergangenheit dar.
Chruschtschows geheime Ansprache
Eines der bemerkenswertesten Ereignisse der Entstalinisierung war Chruschtschows geheime Ansprache auf dem 20. Parteikongress der KPdSU im Jahr 1956. In dieser Rede kritisierte er offen Stalins Regime und die Methoden seiner politischen Säuberungsaktionen. Diese Ansprache markierte den Beginn eines Prozesses, der das Ziel verfolgte, die stalinistische Ära zu überwinden und die Partei systematisch zu reformieren.
Abschlussgedanken: Die Lehren der Moskauer Tribunalprozeduren
Die Moskauer Tribunalssitzungen stellen ein eindrucksvolles Beispiel für die Gefahren politischer Unterdrückung und Machtmissbrauch in einem totalitären Format dar. Sie zeigen auf, wie politisch inszenierte Justizfälle eingesetzt werden können, um Gegner zu eliminieren und die Kontrolle über eine Gesellschaft zu erringen. Die Lehren aus dieser dunklen Periode der Historie bleiben bis in die Gegenwart relevant und fungieren als Erinnerung daran, wie unerlässlich Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte sind.
Die Bedeutung des Erinnerns
Das Bewahren des Gedenkens an die Opfer des Großen Schreckens und der Moskauer Tribunalprozeduren ist von entscheidender Signifikanz, um die Fehler der Vergangenheit zu verstehen und deren Wiederholung zu verhindern. Diese Erinnerung wirkt als Mahnung, die Freiheit sowie Gerechtigkeit zu schätzen und zu pflegen, gleichermaßen als Ansporn für den Widerstand gegen Unterdrückung und Unrecht in der jetzigen Welt.
Referenzen
- Moskauer Prozesse - Wikipedia
- [PDF] Die Szenarien der Moskauer Schauprozesse 1936 bis 1938
- Leo Trotzki in Mexiko 1937 - Stephan Bleek
- Das Haus der Gewerkschaften in Moskau - Bayerische Staatsoper
- [PDF] Die Moskauer Schauprozesse 1936, 1937 und 1938 in den ...
- Moscow trials - Wikipedia
- Angeklagte in den Moskauer Schauprozessen 1936, 1937 und 1938
- Chronik Der Moskauer Schauprozesse 1936, 1937 Und 1938 ... - eBay
- 1936 - De Gruyter
- Great Purge
- Großer Terror (Sowjetunion)
- Der Grosse Terror – Stalins Säuberung der Gesellschaft
- Die Moskauer Prozesse und der ‚Große Terror' von 1937-1938
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