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1808: Das Lustspiel Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist wird von Johann Wolfgang von Goethe in Weimar mit geringem Erfolg uraufgeführt.

Die Premiere des Lustspiels "Der zerbrochne Krug" von Heinrich von Kleist inszeniert von Johann Wolfgang von Goethe in Weimar

Einführung: Das Lustspiel im Spiegel der Literaturgeschichte

Heinrich von Kleist gilt als Gallionsfigur romantischer Dramatik, und sein Werk "Der zerbrochne Krug" erlangt eine prominente Position in der deutschen Literatursammlung. Dieses 1808 durch Johann Wolfgang von Goethes Regie in Weimar uraufgeführte Lustspiel ist nicht bloß ein Geniestück der Komik, sondern ebenfalls ein tiefschürfendes Drama, das den moralischen Verfall menschlichen Agierens sowie die Vielschichtigkeit des Rechtssystems veranschaulicht. Trotz anfänglicher Rückschläge metamorphosierte das Stück zu einem der am häufigsten gespielten Werke auf den deutschsprachigen Bühnen. Diese Einführung bietet einen Einblick in die Bedeutung des Lustspiels und die Umstände seiner Entstehung und Darbietung.

Genese des "Zerbrochnen Krugs"

Kleist schuf "Der zerbrochne Krug" während seiner Schweizer Exilzeit. Im Jahre 1802 entdeckte Kleist in der Schweiz die Initialzündung für sein Stück in einem französischen Kupferstich, der Richter und klagende Frau mit zerbrochenem Krug zeigte. Diese Darstellung inspirierte ihn, die Geschichte eines korrupten Dorfrichters zu verfassen, der seine eigenen Verfehlungen zu beurteilen hat. Beginnend mit Skizzen in Dresden und Königsberg, erschien das Werk erstmals 1808 im Phöbus-Magazin in Teilen publiziert. Kleists Dramaturgie vereint komödiantische Elemente mit tiefgründiger Gesellschaftsbetrachtung in einem singularen Stil.

Die Weimarer Premiere unter Goethe

Am 2. März 1808 fand die Premiere im Weimarer Hoftheater unter der Regie von Johann Wolfgang von Goethe statt. Doch trotz prominenter Regie verfehlte die Aufführung ihren Glanz. Goethe teilte das ursprünglich als Einakter konzipierte Stück in drei Akte, was die ursprüngliche Dynamik schwächte. Überforderte Zuschauer bedachten das Stück mit Buh-Rufen, und Kleist zeigte sich enttäuscht über die Inszenierung und das mangelnde Verständnis seines Publikums für die subversiven, ironischen Komponenten seines Werkes.

Das Geschehen im "Zerbrochnen Krug"

Im Zentrum des Dramas steht Adam, ein Dorfrichter in einem niederländischen Dorf, der über die Zerstörung eines Kruges zu Gericht sitzt. Der Krug, Eigentum der Witwe Marthe Rull, führt zur Beschuldigungen gegen Ruprecht, den Verlobten ihrer Tochter Eve. Während der Gerichtsverhandlung versucht Adam, seine eigene Schuld zu verbergen, jedoch tritt schließlich zutage, dass er der Unheilstifter ist. Die Komik des Stücks wurzelt in der absurden und kafkaesken Lage, in welcher der Richter über sein eigenes Fehlverhalten zu urteilen hat. Kleists geschickte Ironieverwendung und der Sprachwitz verleihen dem Stück anhaltende Relevanz.

Figuren und ihre symbolischen Bedeutungen

Die Charaktere in "Der zerbrochne Krug" sind gezielt gestaltet, um sowohl humoristische als auch tiefgründige gesellschaftliche Themen zu illustrieren. Dorfrichter Adam personifiziert Korruption und Versagen des Justizapparats, während Marthe Rull und ihre Tochter Eve als Streber nach Gerechtigkeit stilisiert sind. Ruprecht, der mutmaßliche Delinquent, verkörpert letztlich Unschuld, die im Handlungsverlauf rehabilitiert wird. Adame Konflikt mit den anderen Charakteren spiegelt Spannungen zwischen Macht und Ethik, Schlichtheit und Illusion wider.

Resonanz und Einfluss auf die Bühnenzene

Nach anfänglicher Querelen erfuhr "Der zerbrochne Krug" ab 1820 eine Wiedergeburt und wurde zur Konstante im deutschen Bühnenkalender. Die humorvolle und dabei pointierte Darstellung von Rechtswesen und Moral gewann letztlich Lob. Das Werk inspirierte künftige Dramatiker und fand in vielen Ausführungen und Adaptionen auf internationalem Parkett Anklang. Kleists ausgefuchste Erzählweise und sein ironischer, satirischer Tenor erhoben das Stück zum Klassiker in der Weltliteratur.

Kritik an Goethes Interpretationsansatz

Goethes Aufführungsansatz wurde häufig kritisiert, da er den ursprünglichen Fluss und die Dynamik des Stücks beeinträchtigte. Goethes Teilung des Einakters in drei Akte resultierte in einer ermüdenden und schwerfälligen Darbietung. Diese Modifikationen gelten als wesentlicher Grund für die missliche Premiere. Kleist selbst war missvergnügt über Goethes Deutung und den Präsentationsmodus seines Werks.

Symbolik und Themen im "Zerbrochnen Krug"

Das Werk ist von Symbolik durchzogen und stellt Themen wie Machtmissbrauch, Korruption sowie den Drang nach Gerechtigkeit ins Zentrum. Der zerbrochene Krug selbst steht für den Verlust von Unschuld und Vertrauen, während die Gerichtsverhandlung als Metapher für die menschliche Neigung zur Selbstillusion dient. Kleists Arbeit stellt die Integrität des Rechtssystems infrage und entschlüsselt die Komplexität zwischenmenschlicher Verbindungen. Der raffinierte Einsatz von Humor und Ironie macht das Stück nicht nur zu einer unterhaltsamen Komödie, sondern zu einem tiefschürfenden Kommentar über die menschliche Natur.

Immanente Relevanz und zeitgenössische Inszenierungen

"Der zerbrochne Krug" behält auch gegenwärtig seinen festen Platz auf den Bühnen der deutschen Theaterszene. Zeitgenössische Aufführungen akzentuieren häufig die zeitlose Thematik des Stücks und reflektieren kritisch aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen. Die vielschichtige und geistreiche Dialogarbeit von Kleist offeriert Regisseuren und Darstellern mannigfaltige Möglichkeiten, innovative Interpretationen zu entwickeln. Thematisch zentrale Aspekte wie Macht und Ethik genießen auch im 21. Jahrhundert aktuelle Relevanz und spiegeln zentrale Herausforderungen und Dilemmata der modernen Gesellschaft wider.

Abschluss: Der fortwirkende Einfluss von Kleists Werk

Heinrich von Kleists "Der zerbrochne Krug" bleibt eine verankerte Säule der deutschen Literatur- und Theaterkultur. Seine Synthese aus Komödie und Gesellschaftskritik, durch Kleists einmaligen Stil verdichtet, bedeutet einen bleibenden Klassiker. Trotz der ursprünglichen Aufführungskritik prägte das Stück Generationen von Dramatikern und Theaterpraktizierenden. Die Fähigkeit des Werkes, ernste Themen mit Witz zu verknüpfen, garantiert seine fortdauernde Bühnenpräsenz weltweit.

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