
Die Etablierung des Phonogrammarchivs in Wien: Ein Meilenstein der Audiovisuellen Bewahrung
Der Ursprung des Phonogrammarchivs: Vision und Schaffung
Im Jahr 1899, unter der Schirmherrschaft der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, sah das allererste Klangarchiv der Welt, das Phonogrammarchiv, seine Geburtsstunde. Diese bahnbrechende Schöpfung markierte den Aufbruch in die Welt der wissenschaftlichen Ausnutzung der damalig neuartigen Technik der Schallerfassung. Die treibende Idee hinter dieser Einrichtung war der Vorsatz, Lautaufzeichnungen zu kreieren und zu akkumulieren, um die Erforschung von Sprachen, Dialekten und musikalischen Überlieferungen zu beflügeln. Die Erfassung bedeutungsvoller Persönlichkeiten in Form von „Stimmporträts“ wurde als eine kostbare Ergänzung der Dokumentation betrachtet, um die klangliche Dimension mit einzufangen.
- Die Gründung entfesselte durch die Phonogrammarchiv-Kommission, zu deren Erstmitgliedern der Physiologiegelehrte Siegmund Exner-Ewarten zählte.
- Der Archiv-Phonograph, fundiert auf der Technik von Thomas Alva Edison, hatte eine fundamentale Rolle bei der verlustfreien Vervielfältigung und Langzeiterhaltung der Aufnahmen inne.
Einfluss der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
Die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien unternahm mit der Initiation des Phonogrammarchivs, die Absicht, die Schallaufzeichnung für die Wissenschaft erschließbar zu machen. Dies geschah in der Bestrebung, durch die Sammlung akustischer Daten die wissenschaftliche Forschung in etlichen Disziplinen zu stützen. Von Anbeginn wurde besonders auf die prägnante technische und inhaltliche Darstellung der Aufnahmen Wert gelegt, um ihre analytische Ausschöpfung zu maximieren.
Die Akademie erkannte die Wertigkeit der Schallerfassung nicht nur für sprachliche und musikalische Studien, sondern auch für Zoologie, Medizin und die Aufzeichnung von Geräuschumgebungen. Die Ausdehnung des ursprünglichen Programms auf jene Bereiche zeugt von der vorausschauenden Denkart der Akademie.
Technologische Neuerungen und Herausforderungen
Die Gründung des Phonogrammarchivs bedeute nicht nur die Aggregation von Klangdokumenten, sondern auch die beständige Weiterentwicklung der Aufzeichnungstechniken. Zu Anfang wurden Wachswalzen genutzt, die in einem galvanoplastischen Verfahren in Metallmatrizen transformiert wurden. Die stetige Verbesserung der Erfassungstechnologie führte 1927 zur Einführung der Grammophontechnologie und schließlich 1951 zum Gebrauch von Magnetbändern.
Innovative Entwicklungen in der Schallaufzeichnung
Die Phonogrammarchivs-Kommission erarbeitete über die Jahre hinweg diverse Varianten des Archiv-Phonographen, um die Effizienz und Güte der Aufzeichnungen zu optimieren. Jene technischen Neuerungen waren unerlässlich, um den anwachsenden Bedürfnissen der wissenschaftlichen Gesellschaft gerecht zu werden.
Mit der Einführung digitaler Erfassungstechniken im Jahr 1985 und der Etablierung des digitalen Formats durch R-DAT-Geräte im Jahr 1990 wurde eine weitere Epochengrenze erreicht. Die digitale Umwälzung ermöglichte eine erleichterte Zugänglichkeit und Verbreitung der archivierten Aufzeichnungen.
Wissenschaftliche Ausrichtung und globale Anerkennung
Die wissenschaftliche Fokussierung des Phonogrammarchivs erweckte seit seiner Geburt internationale Beachtung. Zahlreiche Klangarchive weltweit entstanden nach dem Vorbild des Wiener Archivs oder erhielten von ihm Ratschläge. Die Aufnahme der Historischen Bestände (1899–1950) in das UNESCO-Weltdokumentenerbe-Register im Jahr 1999 betont die welthistorische Relevanz des Archivs.
Internationale Partnerschaften und Anerkennungen
Im Laufe der Zeit initiierte das Phonogrammarchiv viele internationale Zusammenarbeiten und etablierte sich als führendes Institut im Bereich der Zeugnisbewahrung. Die bedeutendste internationale Auszeichnung auf diesem Gebiet, der Jikji-Preis der UNESCO, wurde dem Phonogrammarchiv im Jahr 2007 verliehen. Diese Würdigung spiegelt die langjährige Expertise des Archivs im Umgang mit historischen Schallträgern wider.
Ausweitung des Archivs: Von Klang zu Video
Im Jahr 2002 entschloss sich die Österreichische Akademie der Wissenschaften, das Phonogrammarchiv um eine Videoabteilung zu erweitern. Diese Erweiterung erfolgte im Geiste der Audiophilosophie und ermöglichte die Aufnahme und Bewahrung von Videodokumenten. Die Videoaufzeichnung fügte eine neue Sphäre zur Sammlung hinzu und stärkte die Haltung des Archivs als umfassendes audiovisuelles Forschungsinstitut.
Videoaufzeichnung: Herausforderungen und Meilensteine
Die Einführung der Videoaufzeichnung stellte das Phonogrammarchiv vor frische technische Herausforderungen. Die Erhaltung und Digitalisierung veralteter Videoformate erforderte spezialisierte Kenntnisse und Technologien. Dennoch etablierte sich das Archiv rasch als führendes Institut in diesem Bereich und konnte seine Sammlung um kostbare Videoaufnahmen bereichern.
Wert der Archivierung für die Wissenschaft
Das Phonogrammarchiv nahm seit seiner Gründung eine zentrale Stelle in der wissenschaftlichen Forschung ein. Durch die Bereitstellung von Klang- und Videodokumenten beförderte das Archiv die Erforschung kultureller und sprachlicher Vielfalt und trug zur Konservierung des kulturellen Erbes bei. Die akkurate Dokumentation und Annotation der Aufnahmen gewährt eine antifazettenreiche wissenschaftliche Auswertung und fördert die weltweite Wissensvermehrung.
Einfluss auf die vergleichende Musikwissenschaft
Die Einsetzung des Phonogrammarchivs fiel zeitlich mit dem Auftakt der Vergleichenden Musikwissenschaft in Österreich zusammen. Diese wissenschaftliche Disziplin profitierte immens von den gesammelten Aufzeichnungen des Archivs, die eine vertiefte Analyse von Musikkulturen weltweit ermöglichte. Die Eingängigkeit dieser Daten trug dazu bei, neue Erkundungsfelder zu ersehnen und bestehende Theorien zu vervollkommnen.
Zukunft des Phonogrammarchivs: Herausforderungen und Gelegenheiten
Das Phonogrammarchiv steht weiterhin vor der Aufgabe, seine Sammlungen auszuweiten und zu digitalisieren, um den Zugang für Wissenschaftler und Interessierte zu erleichtern. Die fortschreitende Digitalisierung bietet neue Chancen zur Bewahrung und Verbreitung der Bestände, stellt aber auch Anforderungen an die technische Ausstattung und das Fachwissen der Mitarbeitenden.
Innovationsstrategien für die Zukunft
Um den aufsteigenden Ansprüchen gerecht zu werden, plant das Phonogrammarchiv, seine technischen Fähigkeiten zu vergrößern und innovative Methoden zur Digitalisierung und Archivierung zu entwickeln. Die Zusammenarbeit mit globalen Forschungseinrichtungen und die Anwendung moderner Technologien werden entscheidend sein, um das Archiv auf dem aktuellen Stand zu halten und seine führende Stellung im Bereich der Audiovisuellen Bewahrung zu festigen.
Referenzen
- Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der ... - Wikipedia
- Geschichte des Phonogrammarchivs
- Gesamtausgabe der Historischen Bestände 1899–1950
- The Historical Collections (1899–1950) of the Vienna ...
- Die Anlage einer Art phonographischen Archives
- Phonogrammarchiv Wien
- History of the Phonogrammarchiv
- Die historischen Sammlungen (1899–1950) des ...
- Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der ...
- Berliner Phonogramm-Archiv - Wikipedia
- Phonogrammarchiv Wien - SpringerLink
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