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1877: Die wegen der umstrittenen US-Präsidentenwahl 1876 gebildete Wahlkommission zur Überprüfung der Stimmenauszählung entscheidet, dass die Wähler in drei Südstaaten, die das Zünglein an der Waage bilden, für den republikanischen Bewerber votiert haben. Rutherford B. Hayes wird daher drei Tage später als Präsident der Vereinigten Staaten inauguriert.

Die umstrittene US-Präsidentschaftswahl von 1876 und die Kommission von 1877

Einleitung zur Wahl von 1876

Im amerikanischen Wahljahr 1876 tobte eine der hitzigsten und umstrittensten Präsidentschaftsschlachten der Geschichte. An der Spitze standen zwei prominente Rivalen: auf der einen Seite Samuel J. Tilden, der die Fahne der Demokraten schwang, und auf der anderen Rathausführer Rutherford B. Hayes der Republikaner. Obwohl Tilden die Gunst der Mehrheit des Volkes für sich gewinnen konnte, entbrannten Kontroversen um die Wählermännerstimmen in mehreren Bundesstaaten, welche die endgültige Entscheidung über das Präsidentenamt prägten.

Die Entstehung der Wahlkommission von 1877

Um die lodernden Streitigkeiten zu dämpfen, wurde die Wahlkommission ins Leben gerufen. Sie setzte sich aus fünf Senatoren, fünf Repräsentantenhausmitgliedern und fünf Obersten Richtern zusammen. Ihr Bestreben war es, die umstrittenen Stimmen aus den Bundesstaaten Florida, Louisiana, South Carolina und Oregon zu prüfen und einen Konsens zu finden. Ihre Entscheidung neigte sich letztlich zu Gunsten von Hayes, was Fairnessfragen und Manipulationsvorwürfe nährte.

Die Rolle der Südstaaten

Entscheidende Stimmen strömten aus den geschichtsträchtigen Südstaaten, die nach Bürgerkrieg und Reconstruction eine einflussreiche Rolle innehielten. Politische und soziale Verspannungen lösten juristische Streitereien und Manipulationsvorwürfe aus, speziell in Florida und Louisiana, wo die Wahlmännerlisten mehrfach verändert wurden.

Der politische Kontext der Reconstruction

Die Ära der Reconstruction spiegelte das Ringen wider, die Südstaaten wieder in die Union zu integrieren und ehemalige Sklavenrechte zu sichern. Die Wahl von 1876 entfaltete sich inmitten dieser angespannten politischen Verhältnisse, wobei die Republikaner für die Fortführung föderaler Kontrolle eintraten und die Demokraten der „Home Rule“ für die Südstaaten das Wort redeten.

Der Kompromiss von 1877

Der heimliche Konsens, bekannt als das „Wormley Agreement“, sah vor, dass Rutherford B. Hayes den Präsidentenstuhl besetzen würde, während im Gegenzug die föderalen Truppen aus dem Süden zurückgezogen wurden. Diese Einigung beendete wirkmächtig die Reconstruction und führte zur Rückkehr der „Home Rule“ in den Südstaaten, was langfristig die sozialen und politischen Errungenschaften der afroamerikanischen Gemeinschaft untergrub.

Langfristige Auswirkungen auf die amerikanische Politik

Der Kompromiss von 1877 hatte umfassende Implikationen für die amerikanische Politik. Er festigte die Dominanz der Demokraten im Süden, etablierte die sogenannte „Solid South,“ die sich tief ins 20. Jahrhundert erstreckte. Diese Geschehnisse pflanzten den Keim für künftige Bürgerrechtsbewegungen und den fortdauernden Kampf um politische und soziale Gleichstellung.

Kritik und Kontroversen

Die Wahl von 1876 und der nachfolgende Kompromiss von 1877 erhielten von vielen den Beinamen „corrupt bargain“. Bis heute diskutieren Historiker über Legitimität und ethische Konsequenzen der getroffenen Entscheidungen. Manche betrachten die Kommissionen als notwendiges Übel, um einen Bürgeraufstand zu verhindern, andere jedoch als zugestandenen Verrat an den Prinzipien von Demokratie und Gleichheit.

Die Perspektive der afroamerikanischen Gemeinschaft

Für zahlreiche Afroamerikaner bedeutete der Kompromiss von 1877 ein Ausverkauf der während der Reconstruction erworbenen Rechte. Der Abgang föderaler Truppen begünstigte die Zunahme von Jim-Crow-Gesetzen und systematischer Unterdrückung der afroamerikanischen Bevölkerung im Süden. Diese Entwicklungen hinterließen tiefgreifende Wunden in der sozialen und wirtschaftlichen Positionierung der Afroamerikaner und beeinflussten die Rassenbeziehungen in den USA über Jahrzehnte.

Fazit und historische Bedeutung

Die Ereignisse von 1876/77 markieren ein entscheidendes Kapitel amerikanischer Geschichtsdynamik, welches die Vielschichtigkeit politischer und sozialer Herausforderungen jener Ära beleuchtet. Sie verdeutlichen die Hürden, vor denen eine Nation steht, die nach einem Bürgerkrieg versöhnlichen Fortschritt sucht, und sie bieten eindringliche Lehren über die Risiken politischer Kompromisse auf Kosten von Bürgerrechten und dem sozialen Aufstieg.

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